10. Mai 2022: Gedenken an die Zerstörung Magdeburgs und Vorstellung des Friedensforums Johanniskirche 1631–2031
In der Landeshauptstadt Magdeburg hat sich ein Bürger*innen-Kuratorium zusammengefunden, um den 400. Jahrestag der Zerstörung Magdeburgs im Jahre 2031 in einer Dekade des Erinnerns, der Diskussion und der Verständigung vorzubereiten. Heute, da der Krieg in Europas Städte zurückgekehrt ist, ist es drängender denn je, das Gedenken an die Zerstörung Magdeburgs neu zu beleben. Von der Elbe soll ein starkes Signal für eine reflektierte Friedensarbeit ausgehen, die auf Verstehen, Versöhnung und Zukunftsorientierung setzt.
Aus Anlass der Zerstörung Magdeburgs 1631 fanden am 10.05.2022 zwei Veranstaltungen statt:
Ökumenische Andacht mit Gedenkgeläut (Westportal der Johanniskirche)
Erstmals seit Jahrzehnten wurde mit einem Geläut an den Zeitpunkt der Katastrophe am 10. Mai 1631 erinnert, als um 10 Uhr die Glocken der Johanniskirche vor dem Stadtbrand warnten. In das Geläut stimmten Johanniskirche, Dom und die Kathedrale St. Sebastian ein. Anschließend fand eine von Superintendent Stephan Hoenen und Kathedralpfarrer Daniel Rudloff gestaltete Ökumenische Andacht zur Erinnerung an die abertausenden Opfer des 10. Mai 1631 statt. Die musikalische Begleitung übernahm die [hanse] Pfeyfferey, ein Ensemble, das auf Renaissance-Blasinstrumenten die Tradition der Stadtpfeifer wiederbelebt. Kinder aus der KiTa Friedensreich waren mit einem Friedenslied beteiligt. In die Fürbitte eingeschlossen wurden auch die jüngsten Opfer des Krieges in der Ukraine und aller bewaffneten Konflikte auf dieser Erde.
Öffentliches Gedenkkonzert (Forum Gestaltung)
„Ein wahres Elend, der verdammte Krieg!“ (Aristophanes)
„Ein wahres Elend, der verdammte Krieg“ ist der Titel, den das Forum Gestaltung den Gedenk-konzerten gab, mit denen es jährlich wiederkehrend an die zwei unvorstellbaren Zerstörungen von 1631 und 1945 und an das Leid der vielen Opfer erinnert. Warnfried Altmann am Saxophon, Hermann Naehring am Schlagwerk, die Hamburger Sopranistin Johanna Mohr und der Schauspieler Oliver Breite prägten den Abend unter Leitung von Norbert Pohlmann. Einfühlsam bis expressiv gingen Sie auf das Geschehen vor 391 Jahren ein, ohne gegenwärtige Bezüge auszusparen, für die nicht zuletzt auch Mohamad Issa steht, dessen Gedichte bereits am 16. Januar beim Erinnern einer anderen Zerstörung zu hören waren. Im Anschluss an das Gedenkkonzert wurde das Kuratorium Friedensforum Johanniskirche, eine Initiative aus Bürgerschaft, Kultur, Universität, und städtischen Einrichtungen, erstmals durch Dr. Rüdiger Koch, PD Dr. Christoph Volkmar u. a. der Öffentlichkeit vorgestellt.
Das Kuratorium hat es sich zur Aufgabe gemacht, im Laufe der nächsten Dekade Formen einer zeitgemäßen Erinnerungskultur zu etablieren, zukunftweisende Projekte für Frieden und Verständigung zu initiieren und thematisch überregional sichtbar zu machen im Gedenken an den 10. Mai 1631 bis zu dessen 400. Jahrestag 2031. Es lädt alle Magdeburger*innen, die Gäste und die Freunde unserer Stadt dazu ein, diesen Prozess gemeinsam zu gestalten. Gleichberechtigt kann es die Verständigung über historisches Erbe, städtische Identität und deren zeitgemäße Vermittlung an einem geeigneten Ort moderieren, strukturieren und das Gemeinwohl voranbringen. Die Johanniskirche als Sinnbild erleb- und vermittelbarer Stadtgeschichte steht zentral im Mittelpunkt. Für sie sollen Perspektiven als Erinnerungs-, Diskussions- und Lernort entwickelt werden.